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Andreas Dittmann: “Keine Sehnsucht nach Islamismus”

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Das Wahlergebnis der Parlamentswahlen in Libyen gilt als eine Überraschung in der arabischen Welt. Der Libyen-Experte an der Universität Gießen Andreas Dittmann erklärt für ARTE Journal den überwältigenden Sieg der Liberalen.

 

ARTE Journal: Wie erklären Sie die so gennante “libysche Überraschung”?

Andreas Dittmann, Libyen-Experte an der Universität Gießen: “Die „libysche Überraschung“ ist in erster Linie auf drei Faktoren zurückzuführen: Zum einen darauf, dass es schon unter Gaddafi eine, zwar nicht islamistische, aber doch streng islamische Ausrichtung gab. Die Libyier wissen das also ungefähr einzuordnen. Sie haben auch keine Sehnsüchte – jedenfalls nicht die Mehrheit der libyschen Bevölkerung – in Richtung einer noch islamischeren oder islamistischeren Ausrichtung.

Der zweite Grund liegt in der Tatsache begründet, dass die Wahlen in Tunesien und in Ägypten nun schon länger her sind. Man hat gesehen, dass mit einer deutlich islamischen oder islamistischen Ausrichtung nicht alles sofort besser wird. In Lybien ist man vor allem an Freiheit, an einer raschen Verbesserung der politischen Gegebenheiten interessiert. Das sieht man in Ägypten, im unmittelbaren Nachbarland, jetzt nicht so gegeben und so haben diese 70 Prozent für Islamisten und islamische Gruppen in Ägypten die Libyer vielleicht eher abgeschreckt und bei der Wahl dann eine andere Prämisse setzen lassen.

Den dritten Grund sehe ich darin, dass die Libyer sich sehr wohl bewusst sind, wer ihnen bei der Revolution geholfen hat. Das waren nicht unbedingt die islamischen Nachbarstaaten sondern das war das was wir als „der Westen“ bezeichnen. Und so wird die künftige politische Hinwendung eine wirtschafltich-liberale, pro-westliche sein, in der auch etwa Russland, als Nachfolger der frühere Sowjetunion und langjähriger Unterstützer des Gaddafi-Regimes, keine Chance haben wird – im Gegensatz zu den europäischen Mächten Italien, Frankreich, Deutschland und England und den USA.”

 

ARTE Journal


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Lesen Sie auch den Artikel über Libyen: Musterschüler in Sachen Demokratie

Eine Erklärung über die Liberalen in Libyen

 


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